Ignoranz in ihrer schlimmsten Form

Was immer wieder erstaunt ist, mit welcher Ignoranz das Denken von politisch und wirtschaftlich herrschenden Funktionären und ihren medialen Unterstützern gesegnet ist.
Ein interessantes Beispiel für diese Ignoranz ist die immer wieder vorgebrachte Erzählung, man habe im Beller Feld nun mal seit vielen Jahren ein Gewerbegebiet ausgewiesen und jetzt sei es doch nur logisch, dass hier auch Unternehmen angesiedelt werden. Und Kritikern der Ansiedlung von Amazon wird vorgehalten, sie hätten damals – als die Stadt mit der Änderung des Flächennutzungsplans begann – protestieren sollen. Heute wäre es zu spät und man könne daran nichts mehr ändern.
Zwei Sachverhalte dringen hier nicht bis ins Denken vor: Erstens, waren es Stadträte, die den Flächennutzungsplan entschieden hatten – kein höheres Wesen. Und selbstverständlich können Stadträte den Flächennutzungsplan auch wieder ändern – auch ganz ohne Hilfe eines höheren Wesens. Und zweitens, haben damals sowohl die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde wie auch mehrere Umwelt- und Naturschutzverbände gegen die geplante Zerstörung der landwirtschaftlichen Flächen im Beller Feld protestiert. Auch damals wusste man schon um die Umwelt- und Klimaschädlichkeit der Umwidmung von riesigen landwirtschaftlichen Flächen in Gewerbegebiete. Die Entscheidung war also schon damals falsch. Die Schädlichkeit solcher Vorhaben ist im Laufe der letzten Jahre zur erdrückenden Wahrhaftigkeit des Klima-Notstands geworden. Daran krampfhaft in schlimmer Ignoranz festzuhalten, schlägt den vielfältigen Bemühungen hinsichtlich Umwelt- und Klimaschutz des Kreises Lippe ins Gesicht. Dass Landrat Dr. Axel Lehmann, der auf die Auszeichnung „European Energy Award (EEA) in Gold“ besonders stolz ist, das alles sang- und klanglos mitmacht, ist auch so ein trauriges Kapitel. Anlässlich der Preisverleihung erklärte Landrat Dr. Axel Lehmann: „Ich freue mich sehr, dass unsere Anstrengungen bei einem europaweiten Programm Anerkennung finden und gewürdigt werden. Dass wir auch im Kreis den Klimanotstand erklärt haben, soll keine Worthülse sein. Wir schützen das Klima aktiv, denn Klimaschutz beginnt vor Ort“. Wie recht er hat – nur die Mehrheits-Politik in Horn-Bad Meinberg hat das noch nicht begriffen – und beharrt auf einem Vorhaben aus dem Jahr 2003.